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Alles was du glaubst über Sucht zu wissen ist falsch

Alles was du glaubst über Sucht zu wissen ist falsch

Alles was du glaubst über Sucht zu wissen ist falsch.
 

Im frühen 20. Jahrhundert gab es eine Reihe von beschämend simplen Experimenten, mit denen die Gefährlichkeit von psychoaktiven Substanzen untersucht werden sollte. Die Experimente liefen dabei wie folgt ab: Man nehme eine Ratte, man sperre die Ratte (alleine) in einen Käfig und stelle dem Versuchstier zwei verschiedene Behälter mit Wasser zur Verfügung. In dem einen Behälter ist normales Wasser, in dem anderen Behälter ist Wasser, welches mit einer bestimmten psychoaktiven/psychotropen Substanz vermischt wurde. Die Ergebnisse waren so simpel wie die Experimente selbst: Die Ratte hat sich nahezu immer mit dem gestreckten Wasser in einer mal mehr, mal weniger langen Zeit umgebracht.

Die Forscher der damaligen Zeit schlossen daraus: 

Ratte=tot  à  Drogen=böse

Nun gab es aber in den 1970er Jahren einen Professor für Psychologie an der Simon Fraser Universität namens Bruce K. Alexander, der Forschungen zum Thema Abhängigkeit und Sucht betrieb. Professor Alexander fiel auf, dass die Ratten in den alten Experimenten nicht artgerecht gehalten wurden. Sie waren alleine, konnten sich nicht paaren, hatten keine Laufräder, etc. Um es kurz zu fassen: Den Ratten war verdammt langweilig. Die einzig mögliche Beschäftigung der Tiere war es, das Wasser mit den Drogen zu konsumieren.

Bruce Alexander baute nun etwas, was er „Rat Park“ taufte. Hinter diesem Namen verbirgt sich nichts weniger als ein wahres Paradies für Ratten. Die Tiere in Rat Park hatten viele Freunde, viele Paarungsmöglichkeiten, viele Spielzeuge wie Laufräder, gefärbte Bälle und so weiter. Auch den Ratten in Rat Park wurden wieder zwei Behälter mit Wasser gegeben: einer mit normalem Wasser und einer mit Wasser, welches mit Drogen gemischt wurde.

Hier beginnt nun aber das Faszinierende: Die Ratten in Rat Park wurden so gut wie nie von dem Drogenwasser abhängig und starben so gut wie nie daran. Was wir also beobachten ist, dass die Rate der Überdosierungen von fast 100% bei den Ratten in Isolationshaft auf fast 0% bei den Ratten in Rat Park gesunken ist. Bedenke: Die Drogen waren die gleichen. Nur das Umfeld der Ratten hat sich verändert (verbessert!) und das alleine reichte schon aus, um die Rate der Überdosierungen so radikal zu verkleinern.

Was schlussfolgern wir daraus? Sucht ist nicht einfach die chemische Reaktion des Körpers auf eine Substanz, die deinen Körper und deinen Geist in ihren Bann zieht und nie mehr loslässt. Sucht ist viel umfassender und eher eine Reaktion auf Dinge in deinem Leben oder deinem Umfeld (deinem „Käfig“), mit denen du unzufrieden bist. Ist deine Umgebung ein Käfig, neigst du eher zur Sucht. Lebst du aber in „Rat Park“, werden dir Drogen sehr viel weniger anhaben können.

Zum Abschluss des Arguments noch etwas zum selber Nachdenken: Stell dir vor du bist in einem Raum eingesperrt. In diesem Raum befinden sich nichts außer Wasser, Brot und eine Droge deiner Wahl (und davon unendlich viel). Du weißt nicht wann und ob du den Raum jemals wieder verlassen kannst. Du hast keinen Kontakt zur Außenwelt. Was machst du den ganzen Tag? 

Quellen:

https://www.brucekalexander.com/articles-speeches/rat-park/148-addiction-the-view-from-rat-park

https://www.youtube.com/watch?v=PY9DcIMGxMs